Schamlippenverkleinerung: Möglichkeiten und Grenzen der Labioplastik

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 In Deutschland und Österreich nehmen die durchgeführten Schönheitsoperationen ständig zu – dies gilt auch für die Intimchirurgie. Einer der häufigsten intimchirurgischen Eingriffe bei Frauen ist die Schamlippenverkleinerung, wobei sowohl die Labia Minora – also die inneren Schamlippen – als auch die Labia Majora – verkleinert werden können. Die Verkleinerung der Schamlippen ist, laut Informationen der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie in Deutschland, die am siebthäufigste durchgeführte Schönheits-OP. Auf Platz 1 liegt die Brustvergrößerung, dicht gefolgt von der Lidstraffung, der Fettabsaugung und Faltenentfernung. Insgesamt nehmen die Plastischen Chirurgen in Deutschland pro Jahr etwa 6.000 Schamlippenkorrekturen vor.

Gründe für die Schamlippenverkleinerung

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Die Gründe für die Schamlippenverkleinerung sind in erster Linie ästhetischer Natur, aber auch funktionelle Gründe können für eine Verkleinerung der Labia sprechen. Stehen die inneren Schamlippen hervor, sind diese weniger vor Druck und Beanspruchung geschützt, beim Tragen enger Kleidung und beim Sport können sie störend sein. Fast 98 % aller Frauen haben ein Problem damit, dass die inneren über die äußeren Labien hervortreten. Die Verkleinerung der großen äußeren Schamlippen wird nur sehr selten durchgeführt Rund ein Drittel der Patientinnen unterziehen sich aus funktionalen Gründen der OP, ein Drittel aus ästhetischen Gründen und ein weiteres Drittel aus beiden Gründen. In einer anderen Befragung gaben rund 80 % der Patientinnen sowohl ästhetische als auch funktionale Gründe für die OP an.

Die „ideale Vulva“ hat die Form einer Muschel

In den vergangenen Jahren zeichnete sich die Tendenz ab, dass auch Frauen mit mittel bis gering ausgeprägten inneren Schamlippen diese verkleinern lassen wollten. Die Nachfrage nach der Schamlippenverkleinerung steigt auch in Deutschland und Österreich stark an, als Ursache hierfür gilt nicht zuletzt die mediale Vermarktung eines genormten Schönheitsideals der Frau. Als Schönheitsideal gilt eine Vulva mit straffen und vollen äußeren Schamlippen, die die Inneren – ähnlich der Silhouette einer Muschel – vollkommen bedecken.

Kritik an rein ästhetischen Operationen durch den Weltärztinnen-Bund

Hierbei gilt es zu erwähnen, dass die Labia minora und die Labia majora sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann und es viele natürliche Variationen gibt – wie bei allen anderen körperlichen Merkmalen auch. Ein weiterer Grund für die Zunahme der Behandlungen liegt in den sich verbessernden Verfahren der ästhetischen Chirurgie. Der Weltärtztinnenbund hat sich gegen intimchirurgische Eingriffe aus rein ästhetischen Gründen ausgesprochen. Ärztinnen kritisierten, dass Frauen der Eindruck vermittelt würde, ästhetische Eingriffe in der intimen Zone würden sich positiv auf Wohlbefinden und Sexualität  auswirken. Zudem handle es sich bei den rein ästhetischen Eingriffen um die Anpassung an ein außen vorgegebenes Ideal, das nicht der Realität entspreche. Wie bei den meisten Schönheitsoperationen gilt auch für die Schamlippenverkleinerung: Jeder Eingriff sollte wohl überlegt sein und man sollte sich keinen unnützen Operationen aussetzen. Wenn der Makel allerdings das eigene Wohlbefinden, bis hin zu psychischen Problemen, beeinträchtigt, kann eine Operation durchaus sinnvoll sein.  

Operationstechniken zur Verkleinerung der inneren Schamlippen

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Für die Verkleinerung der inneren Schamlippen werden im Wesentlichen zwei unterschiedliche Prinzipien unterschieden:
  1. Aus beiden Schamlippen wird ein keilförmiges Gewebestück herausoperiert. Beide Enden werden miteinander verbunden, so dass es zu einer Verkleinerung der Labia minoris kommt.
  2. Jener Teil der Schamlippen, der entfernt werden soll, wird angezeichnet. Anschließend trennt der Chirurg jenen Streifen einfach ab.

Verfahren zur Schamlippenverkleinerung

Mediziner können aus einer Reihe unterschiedlicher Verfahren wählen. Folgende Methoden werden besonders häufig angewandt:  
  • Exzision Unabhängig von Form und Größe kann dieses Verfahren bei nahezu jeder Patientin angewandt werden. Vor allem wenn eine starke Verkleinerung oder vollständige Entfernung gewünscht wird, ist die Exzision die erste Wahl. Entlang der Länge der inneren Schamlippen erfolgt ein Schnitt, der äußere Rand der Schamlippen und ein Streifen des Gewebes werden entfernt, so dass ein kleiner Teil in der gewünschten Größe übrigbleibt. Anschließend wird die Wunde mit resorbierbaren Fäden vernäht.
  • W -Inzision („Wedge“ wie Keil) Der Chirurg entfernt ein dreieckiges bzw. keilförmiges Bogenstück aus dem Gewebe und vernäht dann die Ränder. Das Verfahren ist schneller und weniger anspruchsvoll als die Exzision. Der äußere Rand der Schamlippen bleibt im Gegensatz zur Exzision erhalten, weshalb das Resultat als „natürlicher“ empfunden wird. Das Risiko von Wundheilungsstörungen ist allerdings höher.
  • Z-Plastik Die Z-Plastik entspricht der W-Inzision, allerdings ist der Schnittverlauf ein anderer, der schlussendlich in einem Z-förmigen Wundverschluss resultiert. Die Z-Plastik soll eine Art „verbesserte“ W-Inzision sein und weniger Komplikationen, etwa Wundheilungsstörungen, mit sich bringen.
  • 3D Reduction Labioplasty Neben der Korrektur der innerern Schamlippen ist mit der 3D Labioplastik auch eine Korrektur der Klitorisvorhaut möglich sowie eine Verlagerung der Klitorisspitze nach oben möglich. Hier ist besondere Vorsicht angebracht, da dieses Verfahren relativ neu ist und noch keine Langzeitstudienergebnisse vorliegen.
Das am häufigsten angewandte Verfahren ist die Exzision, gefolgt von der Wedge-Inzision – in 80 Prozent der Fälle wird eine der beiden Techniken angewandt.  

Anästhesieform

Der Eingriff erfolgt meist ambulant und dauert in der Regel zwischen 45 und 75 Minuten. Auf Wunsch kann die OP auch unter Vollnarkose durchgeführt werden.

Kontraindikationen

Wann sollte eine Operation nicht erfolgen:
  • Schwere Allgemeinerkrankungen
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Zu junges Alter
  • Psychische Instabilität, etwa Körperakzeptanz-Störung
  • Unrealistische Erwartungshaltung an das Ergebnis
 

Vor der Operation

Vor der Operation werden Laboruntersuchungen durchgeführt, um schwerwiegendere Allgemeinerkrankungen auszuschließen. In einem ausführlichen Beratungsgespräch klärt der behandelnde Chirurg über mögliche Risiken und Komplikationen der Schamlippenverkleinerung auf. Dabei soll es sich nicht um ein Verkaufsgespräch, sondern um eine umfassende Beratung handeln. Die Patientin sollte sich frühestens 24 Stunden nach dem Gespräch für oder gegen die Behandlung entscheiden. Des Weiteren sollten Patientinnen etwa eine Woche vor der Operation:
  • auf Alkohol verzichten
  • auf Nikotin verzichten
  • keine blutverdünnenden Medikamente einnehmen
  • Medikamenteneinnahme mit Arzt absprechen

Nach der Operation

Direkt nach der Operation ist das behandelte Areal geschwollen, zwei bis drei Tage verspürt die Patientin Schmerzen. Nach etwa 14 Tagen ist die Wundheilung abgeschlossen, wobei die Wundheilung auch länger dauern kann. Die Narbe ist in der Regel kaum sichtbar. Patientinnen sollten die ersten zwei bis vier Wochen:
  • keinen Sport betreiben
  • Sitzbäder und Spülungen mit Kamille durchführen
  • sich generell schonen
  • auf Geschlechtsverkehr verzichten
  • nicht rauchen
  • keine blutverdünnenden Medikamente einnehmen

Mögliche Komplikationen

Wie jeder Eingriff birgt auch die Verkleinerung der inneren Schamlippen Risiken. Im Vergleich zu anderen Schönheitsoperationen gilt dieser plastische Eingriff allerdings als sehr risikoarm, mit durchwegs geringen Komplikationsraten und hoher Patientenzufriedenheit. Mögliche Komplikationen im Überblick:
  • Schmerzen
  • Hämatome
  • Wundheilungsstörungen
  • Nachblutungen
  • Veränderte Sensibilität
  • Narbenbildung
  • Deshiszenz (Aufgehen der OP-Wunde wg. Schlechter Wundheilung)
Die häufigste Komplikation ist die Nachblutung, die allerdings relativ einfach behoben werden kann. Seltener kommen unbefriedigende Operationsergebnisse vor, etwa Asymmetrien oder eine zu große bzw. eine zu geringe Entfernung von Gewebe. Diese sind allerdings schwieriger wieder zu beheben. Verletzungen an der Klitoris kommen in der Regel nicht vor, Klitoris und Klitorisvorhaut bleiben bei der Schamlippenkorrektur unangetastet. Auch hat die Operation keine Auswirkungen auf das Lustempfinden der Frau.  

Kosten der Operation

Die Kosten des Eingriffs variieren je nach gewähltem Verfahren, im Schnitt kostet die Verkleinerung der inneren Schamlippen zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Im Regelfall liegt keine medizinische Indikation vor, weshalb die Krankenkasse den Eingriff nicht bezahlt.
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Den richtigen ästhetisch-plastischen Chirurgen finden

Lassen Sie sich bei der Auswahl des behandelnden Arztes Zeit und achten Sie auf folgende Punkte:
  • Facharzt in Ästhetisch-Plastischer Chirurgie mit Spezialisierung auf Intimchirurgie
  • 30 bis 50 Eingriffe pro Jahr
  • Regelmäßig Fortbildungen
  • Ultraschallgerät in der Praxis
  • Laboruntersuchungen und Untersuchungen auf gynäkologischem Stuhl
  • Nachsorge, Arzt sollte nach der OP 24 Stunden, also rund um die Uhr, erreichbar sein
Idealerweise sollte in einem Krankenhaus operiert werden, wo ein gut ausgestatteter OP-Saal sowie ein sehr gutes Komplikationsmanagement gewährleistet sind. Der behandelnde Arzt sollte in der Stadt praktizieren, wo die Patientin lebt. Nur so kann eine ideale Nachsorge geleistet werden und bei evtl. Komplikationen schnell gehandelt werden. Von Schönheitsoperationen im Ausland raten deshalb die meisten Ästhetisch-Plastischen Chirurgen aus Deutschland und Österreich ab.