Ohren anlegen – Effizient und risikoarm zur idealen Ohrstellung

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Barack Obama hat sie. Das weißrussische Model Tanya Dziahileva auch: Segelohren! Medizinisch korrekt werden abstehende Ohren als Otapostasis bezeichnet. Sie liegt dann vor, wenn eine oder beide Ohrmuscheln mehr als 30 Grad vom Kopf abstehen. Oder wenn der Abstand zwischen dem Rand der Ohrmuschel und dem Kopf über zwei Zentimeter beträgt. Ob abstehende Ohren ein Makel oder eine reizvolle anatomische Variante sind, muss jeder für sich entscheiden.

Abstehende Ohren: Makel oder hübsche Laune der Natur?

Otapostasis
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Medizinisch gesehen sind Segelohren keine Erkrankung, sondern eine Variante des Ohrs. Funktionelle Nachteile, etwa eine Beeinträchtigung der Hörfähigkeit, gibt es keine. Reagiert die Umgebung allerdings mit Spott, kann ein Leidensdruck für den Betroffenen entstehen und die besonderen Ohren bekommen einen Krankheitswert. Laut wissenschaftlichen Studien können sich die Kinder- und Erwachsenenjahre durch Hänseleien bezüglich der Ohren schwierig gestalten. Sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen kann dies zu psychischen Problemen wie einem Minderwertigkeitskomplex führen.  Dann ist eine Beseitigung des Stellungsfehlers sinnvoll. In vielen Fällen wird bereits vor der Einschulung operiert. Aber auch in höherem Alter ist eine Korrektur der Ohren mithilfe der ästhetisch-plastischen Chirurgie möglich.

Gründe für Segelohren

Die Gründe für abstehende Ohren sind eine genetische Veranlagung und familiäre Häufung. Will heißen: Hat Opa und Vater abstehende Ohren, steht die Chance groß, dass Enkel oder Sohn diese erbt. Die häufigsten Ursachen für abstehende Ohren sind:
  • Eine nicht oder nicht ausreichend angelegte Anthelixfalte
  • Knorpelüberschuss der Ohrmuschel
  • Kombination beider Ursachen

Die Ohranlegeplastik

Die Korrektur der Ohrenstellung ist eine der häufigsten durchgeführten ästhetisch-plastischen Operationen im Kopfbereich. Um die Jahrhunderte erstmals durchgeführt, gilt die operative Korrektur heute als risikoarm und effektiv.

Verfahren der Ohrenkorrektur

Im Laufe der 1960er-Jahre entwickelten sich unabhängig voneinander drei unterschiedliche Verfahren zur Ohrenkorrektur. Diese wurden seither modifiziert und weiterentwickelt. Oft werden die drei Grundtechniken auch miteinander kombiniert. Drei grundlegende traditionelle plastische Verfahren im Überblick:
  • Nahttechnik Die knorpelige Ohrmuschelrückfläche wird freigelegt und durch Fadenzug in eine neue, enger anliegende Position gebracht.
  • Schnitt-Nahttechnik Durch einen Schnitt auf der Rückseite der Ohrmuschel wird der Knorpel durchtrennt. Die Schnittstellen am Knorpel werden mit einer Naht gefasst und das Ohr mit Fäden in Stellung gebracht. Der Vorteil der OP ist, dass das Ohrmuschelrelief gut nachgebildet werden kann, der Nachteil, dass die Knorpelform durch die Naht erzwungen wird und so ein Rezidiv möglich ist.
  • Ritztechnik Nach einer einseitigen, oberflächigen Ritzung verbiegen sich Knorpel zur gegenüberliegenden Seite hin – ganz ohne Naht. Diese Eigenschaft der Knorpel nutzt die Ritztechnik für sich: Der Ohrknorpelvorderfläche der Anthelix werden Ritzschnitte zugefügt.
  Auf die genannten, vergleichsweise aggressiven Techniken soll – laut einigen Plastischen Chirurgen  –  heute verzichtet und schonenden Techniken der Vorzug gegeben werden.  Allerdings sind sich bei Weitem nicht alle Plastischen Chirurgen einig, welche Verfahren zur Ohrenkorrektur denn nun tatsächlich die schonendsten sind. So sind einige der Meinung, es sollte auf Schnitte im Knorpel verzichtet werden und möglichst nur reine Nahttechniken zum Einsatz kommen. Andere sehen darin wiederum eine große Gefahr für Rezidive.

Mögliche Komplikationen der traditionellen Techniken

  • Verletzungen der Knorpelhaut
  • Hämatome
  • Nachblutungen
  • Rezidive
  • Schmerzen
  • Nekrosen (bei zu engem Verband)
  • Entzündung des Knorpels
  • Asymmetrien
  • Verletzung der Gesichtsnerven
 

Sonderformen der Ohranlegung (geschlossene OP ohne Zugang zum Knorpel)

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Neben diesen grundlegenden Verfahren hat die ästhetisch plastische Chirurgie im Laufe der Zeit eine Reihe von OP-Sonderformen  hervorgebracht. Die minimal-invasiven Verfahren versuchen, die möglichen Komplikationen zu reduzieren. Hierbei wird der Knorpel nicht mehr freigeschnitten, sondern es werden nur mehr winzige Hautschnitte gesetzt. Die gewünschte Position wird durch versenkte Kunststofffäden erzielt. Stehen auch die Ohrläppchen ab, müssen sie – falls gewünscht  –  in einem eigenen Eingriff angelegt werden.

Fadenmethode als schonendstes Ohren anlegen

Die Fadenmethode ist das am häufigsten angewandte geschlossene Verfahren. Die Ohrmuschel wird zum Legen der Fäden nicht aufgeschnitten, weshalb die Fadenmethode als besonders schonendes minimalinvasives Verfahren betrachtet wird. Der hintere Knorpel bleibt intakt, die gewünschte Form entsteht allein durch Nähte und ohne Schnitte. Die Technik wurde Mitte der 1990er-Jahre von Merck entwickelt.

Anästhesieform

Während der Eingriff bei Erwachsenen unter örtlicher Betäubung erfolgt, wird vor allem bei kleinen Kindern eine Vollnarkose empfohlen. Der plastisch ästhetische Eingriff dauert in der Regel eine Stunde, bei Lokalanästhesie erfolgt er ambulant.  

Vor der Operation

Vor der OP müssen Entzündungen der Gehörgänge und Hauterkrankungen ausgeschlossen werden. Ist der Patient Brillenträger, kann dies Auswirkungen auf die Schnitttechnik haben. Um die Wundheilung zu verbessern, sollten Patienten bereits zwei Wochen vor der OP den Nikotinkonsum einschränken oder einstellen. Die Einnahme von Schmerzmitteln und gerinnungshemmenden Medikamenten muss mit dem Arzt abgeklärt und ggf. unterlassen werden. Der OP sollte ein ausführliches Beratungsgespräch vorausgehen, bei dem alle Fragen zum Eingriff geklärt werden.

So läuft die Operation ab:

  • Der Patient erhält eine lokale Betäubung
  • Das zu behandelnde Areal wird desinfiziert
  • Der Arzt setzt zwei bis drei Stichinzisionen auf der Rückseite der Ohrmuscheln
  • Mit einer speziellen Technik werden dort und um den Knorpel der Antihelix Fäden gelegt, angezogen und verknotet
  • Das angelegte Ohr wird durch die Fäden in der zurückgesetzten Position gehalten
  • Mit einem Handspiegel kann der Patient die neue Position während der OP mitbestimmen
  Mögliche Komplikationen des Verfahrens sind Schmerzen, Entzündungen und Fadenabstoßung. Selten kommen Fadengranulome, Nachblutungen oder Asymmetrien vor. Insgesamt treten bei der Ohrenkorrektur nur selten Komplikationen auf.  

Nach der Operation

Ein bis zwei Tage nach der OP verspüren die meisten Patienten leichte Schmerzen und Spannungsgefühle. Auf Wunsch wird ein leichtes Schmerzmittel verabreicht. Postoperativ ist nur ein leichter Verband nötig. Die Ohrmuscheln werden in gesalbte Watte gehüllt, gehalten von einer Gazebinde. Drei Tage später wird ein kleinerer Verband angelegt. Zwei bis drei Wochen sollte nachts ein Stirnband getragen werden, um Traumatisierung der Ohren zu vermeiden. Die operierten Ohrmuscheln sollten keiner Zerrung oder Biegung ausgesetzt sein.  

Ohranlegeoperation nach Fritsch

Die Ohranlegeoperation nach Fritsch kombiniert den oben geschilderten Eingriff mit der traditionellen Methode von Furnas und der traditionellen Ritz-Technik nach Stenström. Im oberen Drittel werden die Fäden im Ohrknorpel und der Knochenhaut verankert oder der Knorpel geritzt, um diesen an einer Rückbildung zu hindern. Mögliche Komplikationen der Methode sind Schmerzen, Infektionen, Hämatome, Fadenruptur und die Entstehung von kleinen Zysten.  

Kosten für die Ohrenkorrektur

Je nach individueller Situation und gewünschtem Verfahren liegen die Kosten für beide Ohren in etwa zwischen 2.500 und 4.000 Euro. In Österreich übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Ohrkorrektur bis zum 16. Lebensjahr. Der Eingriff wird normalerweise ab dem 8. Lebensjahr durchgeführt, dann haben die Ohren bereits 95 % ihrer Breite und 85 % ihrer Länge erreicht.

So lange hält das Ergebnis

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Das Operationsverfahren beeinflusst die Dauer des Ergebnisses. In der Regel gibt es bei der Fadenmethode öfter Rezidive, d.h. die Ohren kehren nach einer bestimmten Zeit in die Ausgangsform zurück und das Anlegen der Ohren muss wiederholt werden. Bei Schnitttechniken geschieht dies kaum. Bei korrekter Durchführung der Verfahren sind die Langzeitergebnisse sehr gut.

Alternativen zur Operation

Gerade bei Kindern gibt es durchaus Alternativen zur OP. So können die Ohren bei Neugeborenen mit Hilfe einer Art Pelotte in Form gebracht werden. Dies ist vor allem dann erfolgreich, wenn die abstehenden Ohren auf einer ungünstigen Lage des Kindes im Mutterleib zurückführen lassen. Für Eltern ist es wichtig zu unterscheiden: Habe ich als Elternteil ein Problem mit den Segelohren meiner Kinder, weil ich befürchte, es könnte Hänseleien ausgesetzt sein, oder hat das Kind selbst ein Problem damit? Falls der Sprössling mit seinen Ohren glücklich ist, ist von einer Operation bzw. dem Anlegen der Ohren abzuraten. Die Operation kann jederzeit, auch im Erwachsenenalter, nachgeholt werden.