Haartransplantation: Methoden und Möglichkeiten der Haarverpflanzung

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Dichtes, glänzendes Haar gilt in der westeuropäischen Kultur als Symbol für Jugendlichkeit und Gesundheit. Vor allem bei Männern kann jedoch – genetisch bedingt – der Haarausfall bereits um das 30. Lebensjahr einsetzen. Einige Formen des Haarausfalls und der Glatzenbildung sprechen auf eine medikamentöse Therapie an. Bei anderen wiederum kann das Haarwachstum jedoch nicht durch Medikamente angekurbelt werden. Wer sich nicht mit seiner Glatze abfinden möchte, kann auf die Eigenhaartransplantation zurückgreifen – sie ist im Vergleich zur medikamentösen Behandlung von Dauer. In den vergangenen Dekaden hat sich die Technik der Haartransplantation rasch weiterentwickelt. Die Rekonstruktion des Haupthaares kann das Selbstwertgefühl von Personen, die unter Haarausfall leiden, nachhaltig positiv beeinflussen.
Haarausfall Mann
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Formen des Haarausfalls

Es gibt unterschiedliche Formen des Haarausfalls. Folgende Arten werden unterschieden:
  • erblich-hormonell bedingte Haarausfall (Alopecia Androgenetica) Eine ungünstige Kombination aus Androgenen und genetischer Veranlagung löst diese Art des Haarausfalls aus. Nicht nur Männer, auch Frauen können davon betroffen sein.
  • kreisrunde Haarausfall (Alopecia Areata) Experten gehen davon aus, dass eine Autoimmunerkrankung Auslöser für die kreisrunden Kahlstellen am Kopf ist. Haare werden abgestoßen, da sie von den Zellen als eine Art „Fremdkörper“ wahrgenommen werden.
  • reaktiver Haarausfall (diffuser Haarausfall) Der diffuse Haarausfall ist zeitlich begrenzt und kann auf diverse Ursachen, wie etwa Hormonveränderungen während der Schwangerschaft, Stress, Medikamente, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Nährstoffmangel zurückgehen.

Indikationen – für wen sich die Haartransplantation eignet

Vor der Behandlung muss sichergestellt werden, dass es sich um eine unumkehrbare Haarausfallform, also etwa androgenetische Apolezie, handelt. Die Haartransplantation eignet sich für Personen mit:
  • androgenytische Alopezie (Männer und Frauen)
  • hereditäre Alopezieformen
  • ausgebrannte Alopecia Areata
  • vernarbende Alopezie (nach Unfällen oder Bestrahlungen)
[su_note note_color=“#e079d4″ text_color=“#fff“]Als Faustformel gilt: Wenn die Spenderregion weniger als 20 % der Empfängerregion misst, kann keine flächendeckende Eigenfollikeltransplantation durchgeführt werden. Die Haartransplantation eignet sich nicht nur zur Korrektur von Haarausfall, sondern auch zur Korrektur von Narben sowie zur Rekonstruktion ausgebrannter vernarbender Kopfhauterkrankungen.[/su_note]

Verfahren der Eigenhaarfollikeltransplantation

Die Haartransplantation nimmt eine besondere Stellung unter den ästhetisch-plastischen Eingriffen ein. Dies deshalb, weil das Verfahren in der Regel weder in der Universität, noch bei der Ausbildung zum Plastischen Chirurgen behandelt wird. Einige Grundlagen der Haarverpflanzung werden in bestimmten Universitäten im Rahmen der Dermatologie behandelt. Der Grund für diese Situation liegt auch darin, dass der Aufwand für die Behandlung – sowohl personell als auch vorbereitend – sehr hoch ist und deshalb viele Mediziner wenig Interesse an der Methode zeigen. Das Prinzip der Haartransplantation ist immer dasselbe: Der Arzt verteilt die Haarwurzeln auf dem Kopf geschickt um. Einige Monate nach der Behandlung wachsen die Haare. Das Ergebnis: Ausreichend Haare bedecken den ganzen Kopf. Es gibt unterschiedliche Verfahren der Haartransplantation. Dabei können die Techniken nach Art der Entnahme der Haarwurzeln unterschieden werden. In Europa sind folgende Methoden der Haartransplantation üblich:
  • Schema einer Eigenhaartransplantation
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    FUT-Technik – Follicular Unit Transplantation Die Haarwurzeln werden als Hautstreifen entnommen. Der Streifen ist ein bis zwei Zentimeter breit. Aus dem Streifen werden per Lupe und Mikroskop Haarwurzelgrüppchen gewonnen, präpariert und verpflanzt. Die haartragenden Hautpartien werden Mini- oder Micrografts genannt. Hautpartien mit zwei Millimetern Durchmesser und etwa fünf bis neun Haaren pro Transplantat werden als Minigrafts, jene von einem Millimeter Durchmesser mit max. drei Haaren als Micrografts bezeichnet.
  • FUE-Technik – Follicular Unit Extraction Einzelne Haarwurzelgrüppchen, kleine Inseln oder follikuläre Einheiten, werden entnommen. Der Arzt zupft die Grüppchen mit Spezialinstrumenten heraus, vorher lockert ein winzig kleiner Hohlbohrer diese. Hier werden also einzelne Haarwurzeln wie mit einer Art Pinzette vom Kopf des Patienten herausgenommen, präpariert und anschließend im Zielgebiet – wo vorher mit dem Hohlbohrer kleine Löcher erzeugt wurden – wieder eingesetzt. Die Behandlung dauert einige Stunden und ist recht aufwändig, allerdings kommt sie ganz ohne Schnitte aus. Werden nur bis zu 1000 Haarwurzelgrüppchen benötigt, ist die FUE-Technik ideal.

Ablauf der Haartransplantation

Unter Haartransplantation versteht man die Umverteilung von Haarfollikelgruppen aus dem Haarkranz in dünn oder gar nicht behaarte Bereiche. Der chirurgische Eingriff des Verlegens von haartragenden Hautlappen kann in vier Abschnitte aufgeteilt werden:
  1. Der Arzt entnimmt einen geeigneten Spenderhaar-Wurzelstreifen aus dem Bereich am Hinterkopf, der DHE resistent ist.
  2. Die Haarwurzelgruppen oder die Mini- und Mikrografts (haarwurzel-tragende Hautteile) aus diesem Streifen werden präpariert
  3. Durch Slittechnik oder Microholes wird das Empfängerareal vorbereitet
  4. Die präparierten Hautteilchen (Mini- und Mikrografts oder follicular units) werden in das Empfängerareal transplantiert

Kontraindikationen

Von der Vollglatze zur prächtigen Haarpracht? Dieser Traum kann durch eine Haartransplantation leider nicht erfüllt werden. Bei einer Vollglatze ist kein geeignetes Spendergebiet vorhanden, d.h. es können keine Haarwurzeln transplantiert werden. Auch bei einem weit fortgeschrittenen Haarausfall werden sich kaum mehr genügend gesunde Haarfollikel am Kopf des Patienten finden. Weitere Kontraindikationen für die Behandlung sind:
  • genetische Veranlagung zur überschießender Narbenbildung (Keloid)
  • diverse Allgemeinerkrankungen, etwa Gerinnungsstörung
  • Haarausfall aufgrund von Autoimmunerkrankungen
  • Haarausfall aufgrund von Hormonschwankungen, Depressionen oder Stress

Anästhesieform

Der Eingriff wird in der Regel unter örtlicher Betäubung in Tumeszenztechnik durchgeführt, nur in Ausnahmefällen – etwa bei Kindern – wird eine Vollnarkose eingesetzt. Je nachdem, wie viele Transplante eingesetzt werden, dauert die Haartransplantation zwischen 3 und 10 Stunden. Oftmals wird ein größeres Team benötigt, das zeitgleich arbeitet.

Vor der Behandlung

Der OP muss ein ausführliches Beratungsgespräch mit dem behandelnden Arzt sowie eine Reihe von Voruntersuchungen vorausgehen. Hier sollten alle Fragen zu Methoden, Möglichkeiten und Risiken geklärt werden. Nährstoffmangel oder Hormonschwankungen müssen ausgeschlossen werden können. Folgende Schritte sollten vom Chirurgen vor dem Eingriff durchgeführt werden:
  • Ausführliche Anamnese über Allgemeinerkrankungen, Blutgerinnungsstörungen, Lebererkrankungen, Hauterkrankungen etc.
  • Untersuchung der Hautbeschaffenheit und Hautelastizität
  • Dokumentation der Haardichte, Haarstruktur, Haarfarbe
  • Messung der Haarfollikelgruppendichte
  • Ausführliches Beratungsgespräch von mind. 30 Minuten, Aufklärung über alternative Behandlungsmethoden und schriftliche Einwilligung zur Behandlung

Nach der Behandlung

Haartransplantation Untersuchung
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Direkt nach der OP bilden sich meist Schwellungen, anschließend entsteht Wundschorf. Das Wachstum der Haare beginnt übrigens erst etwa zwei bis drei Monate nach der OP. Dies deshalb, weil die Transplantate die Haare wegen des Sauerstoffmangels während der Operation zunächst abstoßen. Oftmals kommt es zu einem Taubheitsgefühl im betroffenen Areal, dies klingt normalerweise nach spätestens einem Monat ab. Nach der OP sollten Patienten:
  • zwei Wochen auf Sport verzichten
  • vier Tage auf körperliche Arbeit verzichten
  • auf mildes Shampoo achten
  • nicht in die Sonne gehen
 

Mögliche Komplikationen

Die Haartransplantation gehört zu den risikoarmen ästhetisch-plastischen Eingriffen. Bei zu tiefer Injektionstechnik können Blutungen auftreten. Zwei bis vier Tage nach der Operation bilden sich oft stärkere Schwellungen, die sich bis ins Gesicht ziehen können. Weil die Kopfhaut gut durchblutet wird, ist das Risiko einer Infektion extrem gering. Bei Diabetikern und Rauchern über 45 Jahren besteht allerdings die Gefahr von Nekrosen.
  • Schmerzen
  • Spannungsgefühl
  • Schwellungen
  • Infektionen
  • Nachblutungen

Kosten

Die Kosten des Eingriffs hängen davon ab, wie viele Mikro- und Makrografts bzw. follikulare Einheiten verpflanzt werden. Im Schnitt werden pro Behandlung zwischen 500 und 3.000 Graft verpflanzt, der Preis pro Stück variiert zwischen vier und acht Euro. Wie viele verpflanzt werden müssen, hängt von der vom Haarausfall betroffenen Fläche und von der Haarstruktur bzw. -dichte ab. Je dichter die Haare, umso weniger Haarwurzeln müssen transplantiert werden. Die Preise für die Operation variieren damit zwischen 2.000 und 15.000 Euro. Im Vergleich zu anderen Schönheitsoperationen ist die OP teuer, da der personelle Aufwand recht hoch ist. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für den ästhetischen Eingriff in der Regel nicht.

So lange hält das Ergebnis

In der Regel liefert die Haartransplantation ein durchaus überzeugendes Ergebnis. Meist bleiben die verpflanzten Haare bis zum Lebensende erhalten – sie können genauso wie die anderen Haare gefärbt, geschnitten und gewaschen werden. Erste Erfolge sind allerdings erst nach drei Monaten sichtbar – Patienten brauchen also etwas Geduld.