Es gibt störende Fettpolster, die sich weder durch Sport noch durch Diäten reduzieren lassen. Um diese Fettpölster dauerhaft zu entfernen, eignet sich die Fettabsaugung (Liposuktion). Die Fettzellen werden abgesaugt, so dass dieses sich nicht mehr vermehren können. Die Fettabsaugung stellt – bis auf seltene Ausnahmen – keine Heilbehandlung sondern einem ästhetisch-chirurgischer Eingriff dar. Damit werden operative formverändernde Eingriffe, die auf Wunsch des Patienten erfolgen, bezeichnet.
Die ästhetische und plastische Chirurgie verzeichnete in den vergangenen Jahren eine deutliche Zunahme an Nachfrage nach körperstraffenden Operationen und Fettabsaugung sowie nach minimal-invasiven Gesichtsbehandlungen. Statistisch am häufigsten nachgefragt wird die Brustvergrößerung, gefolgt von der Lidstraffung und der Fettabsaugung.
Gründe für die Fettabsaugung
Überschüssige lokale Fettmengen
Fettverteilungsstörung (Lipödem)
Im Gegensatz zur gängigen Meinung wird die Fettabsaugung nicht zur Therapie von Adipositas eingesetzt. Bei Adipositas-Patienten kann durch diverse chirurgische Eingriffe der Magen verkleinert werden – dies ist die gängige operative Behandlungsmethode.
Bei der Fettabsaugung geht es um die Entfernung von lokalen Fettmengen an Körperstellen, die sich als sport- und diätresistent herausgestellt haben. Übergewichtige Patienten können behandelt werden, allerdings empfiehlt es sich, eine Fettabsaugung erst dann durchzuführen, wenn sich das Gewicht stabilisiert hat. Einen gesunden Lebenswandel und sportliche Betätigung kann auch die Fettabsaugung nicht ersetzen.
Für die Fettabsaugung gibt es auch eine medizinische Indikation, etwa der Stiernacken beim Cushing-Syndrom oder die pathologische Fettgewebsvermehrung, auch Lipo-Lymphödem genannt. Wichtig ist hier, dass die Absaugung von einem erfahrenen Operateur vorgenommen wird, der mit dem gesamten Krankheitsbild vertraut ist.
Die klassische Liposuktion
Erst in den 80er-Jahren, mit der Entwicklung der Tumeszenztechnik, wurde die Fettabsaugung zu einem risikoärmeren Eingriff. Vorher war die Komplikationsrate hoch – es kam zu hohen Blutverlusten oder Verletzungen von benachbarten Organen.
Heute wird vor allem ein Verfahren für die Fettabsaugung angewandt, die Tumeszenz-Lokalanästhesie. Dabei wird dem Patienten ein Gemisch aus sterilem Wasser, Natriumcarbonat, Betäubungsmittel und etwas Cortison gespritzt. So wird die Region, in der das Fett entfernt werden soll, betäubt und die Fettzellen saugen sich mit dem Gemisch voll. Sie lösen sich damit leichter vom Bindegewebe. Nach etwa 30 bis 60 Minuten Wartezeit wird die Emulsion mit Spezialkanülen und einem leichten Sog entfernt. Pro Sitzung werden höchsten fünf bis sechs Liter Fett entfernt. Im Regelfall holen Chirurgen zwischen 0,5 und 3 Liter Fett aus dem Körper.
So läuft die Tumuszenz-Lokalanästhesie (TLA) ab
Einzeichnen des OP-Gebiets
Eine Lösung aus Natriumcarbonat, sterilem Wasser und Betäubungsmittel wird in das Unterhautfettgewebe gespritzt
Die zu behandelnde Region wird betäubt
Die Fettzellen lösen sich vom Bindegewebe
Der Arzt setzt kleine Schnitte zum Einführen einer Kanüle
Die Mischung aus Fett und der injizierten Lösung wird mit speziellen Kanülen abgesaugt
Intraoperative Kontrollen des Ergebnisses, evtl. auch Seitenvergleich im Stehen
Die Schnitte werden vernäht oder mit Klammerpflastern verklebt
Anlegen des Kompressionsmieders
Unterschiedliche Methoden zur Fettabsaugung
Es gibt diverse Verfahren, die die klassische TLA-Methode erweitern. Sie unterscheiden sich vor allem in der Art des Handstücks, das auf die Kanüle aufgesetzt wird. Folgende Varianten sind üblich:
DieVibrations-Assistierte Liposuktion (VAL)
Die Absaugkanüle wird durch einen vibrierenden Adapter etwa 6000 Mal pro Minute vor- und zurück oszilliert. Die Methode macht sich die Trägheit des menschlichen Gewebes zunutze. So sollen Bindegewebsstrukturen wegen ihrer physikalischen Trägheit nicht angesaugt werden, das Fettgewebe hingegen schon. Dieses Verfahren gilt als schonender und soll den Heilungsverlauf vereinfachen.
Die Laserassistierte Liposuktion
Derzeit wird die laserassistierte Liposuktion vermehrt getestet. Große Langzeitstudien stehen noch aus, erste Ergebnisse sind allerdings erfolgsversprechend. Bei dieser Methode wird Laserenergie in das entsprechende Areal geleitet, um so den Absauge-Vorgang zu erleichtern.
An folgenden Stellen wird die Fettabsaugung vorgenommen
Die Menge des abzusaugenden Fettes ist begrenzt (etwa 6 Liter). Zudem kann sich in den verbleibenden Zellen erneut Fett ansammeln, auch kann sich die Fettbildung im Körper nach einer Liposuktion verschieben. Besonders gut wirkt die Fettabsaugung nach einer Diät. Allgemein kann überall dort entfernt werden, wo sich subkutanes Fettgewebe gebildet hat – von den Knöcheln bis zu den Wangen also prinzipiell überall. Gängig sind folgende Stellen:
Doppelkinn
Brust (bei Männern)
Abdomen (Bauch)
Hüften
Taille
Gesäß
Reithosen
Oberschenkel (Innen- und Außenseite)
Knie
Oberarme
Anästhesieform
Bei OPs, bei der eine Fettmenge von maximal 4 Litern abgesaugt wird, erfolgt der Eingriff mit Teilnarkose und Dämmerschlaf. Nach der ambulanten Behandlung darf der Patient wieder nach Hause. Wenn hingegen große Fettmengen entfernt werden sollen, dann wird die Operation meist unter Vollnarkose und stationär durchgeführt. Die OP dauert etwa 1 ½ bis 3 ½ Stunden. Vor der OP sollten in einem ausführlichen Beratungsgespräch alle Fragen zum Eingriff geklärt werden.
Kontraindikationen
Übertriebene Erwartungshaltung (s. u.)
Allergien gegen bestimmte Inhaltsstoffe
Gerinnungsstörungen und Einnahme gerinnungshemmender Medikamente
Neigung zu Thrombose
Ältere Patienten mit schlaffer Haut
Generalisierte Adipositas
Schwerwiegendere Allgemeinerkrankungen, etwa Diabetes mellius
Nach der Fettabsaugung muss sich die Haut erst wieder schrumpfen. Das Ergebnis der Liposuktion ist deshalb nur bei Personen mit guter und elastischer Hautstruktur ideal. Ansonsten kann hinterher gar vermehrt Cellulite auftreten. Zudem können sich die verbliebenen Fettzellen mit der Zeit wieder vergrößern. Möglich ist auch dass sich die Fettbildung verlagert. Auf keinen Fall darf zu viel Fett abgesaugt werden: Eine bestimmte Menge an Fett ist für den Körper überlebenswichtig!
Nach der OP
Nach der Operation erhält der Patient ein Kompressionsverband bzw. eine Art Mieder. So wird die Gefahr von Schwellungen, Blutergüsse und Thrombose vermindert. Der Verband sollte in etwa drei bis vier Wochen getragen werden. Nach etwa zwei Woche ist der Patient wieder gesellschafts- und arbeitsfähig.
Patienten sollten in den ersten vier Wochen:
keinen Sport treiben
körperliche Anstrengung meiden
eine Lymphdrainage durchführen lassen
das Mieder tragen
Die Risiken der Fettabsaugung
Die wohl am meisten gefürchtete Komplikation ist die echte „Übersaugung“. Trifft diese ein, hat der behandelnde Chirurg zu viel Fettgewebe abgesaugt. Folgen sind ein unregelmäßig-welliges Gewebe oder ein „skelettiertes“ ästhetisches Ergebnis. Dies kann auch die Funktionalität des Körpers beeinträchtigen, etwa wenn zu wenig Fett übrigbleibt, um die Knochenhaut zu umfassen. Gefährdete Areale für eine solche Übersaugung sind vor allem die Oberarme sowie die Oberschenkel. In Deutschland werden pro Jahr rund 250.000 Fettabsaugungen durchgeführt – im Schnitt enden fünf davon tödlich.
Weitere mögliche Komplikationen:
Schmerzen und Wundheilungsstörungen
Schwellungen und Blutergüsse
Dellen
Asymmetrisches Ergebnis
Nachblutungen
Infektionen
Narbenwucherungen
Thrombose und Embolien
Verletzung innerer Organe
Kosten der OP
Wie hoch die Kosten für die Operation sind, hängt von der entfernten Fettmenge ab. In Österreich bzw. in Wien kostet ein solcher plastischer Eingriff zwischen 3.000 und 6.000 Euro. Die Krankenversicherung beteiligt sich im Regelfall nicht an den Kosten, außer es besteht eine medizinische Indikation.
So lange hält das Ergebnis
Die Anzahl der Fettzellen ist, so die gängige Lehrmeinung, genetisch festgelegt. Einmal entfernt, wachsen sie nicht mehr nach. Die verbliebenen Zellen können sich allerdings bei erneuter Gewichtszunahme vergrößern und so wieder zu Pölsterchen führen. Zudem berichten Patienten davon, dass sich nach der Operation an anderen Stellen neue Fettansammlungen gebildet haben. Die Fettabsaugung kann mit einer Bauchdeckenstraffung kombiniert werden.
Alternativen zum chirurgischen Eingriff
Die plastische Chirurgie stellt die Instrumente bereit, den Körper ganz nach Wunsch zu formen. Doch es gibt auch Alternativen zum Messer: Sport und eine gesunde Ernährung können den Körper langfristig ganz ohne Operation formen. Zwei bis drei Mal Sport pro Woche hält nicht nur den Körper, sondern auch den Geist fit.
Auch Lymphdrainagen können helfen, lokale Fettansammlungen, aber auch Cellulite loszuwerden. Die intellektuelle Reflexion des Schönheitsideals einer Gesellschaft kann zudem ein gesundes Selbstbewusstsein fördern und Menschen dabei unterstützen, zufrieden den eigenen Körper zu betrachten.